Tipps & Tricks

11.12.23

Teamteaching ist ein wesentliches Merkmal der “Digital Workspaces”, die im Rahmen des Projekts “Digitale Hochschulbildung Sachsen” angeboten werden. Doch was zeichnet das Teamteaching in den Digital Workspaces aus? Was hat gut funktioniert und welchen Stolpersteinen sind wir begegnet?

„TEAM“ - Toll, Ein Anderer Macht’s. Ein Akronym, das sicher viele aus der Zusammenarbeit mit Kolleg:innen oder Kommiliton:innen kennen. Arbeit im Team kann einerseits als Belastung wahrgenommen werden. Andererseits können aus den unterschiedlichen Perspektiven der Teammitglieder, dem gemeinsamen Entwickeln von Ideen und einer gerechten Arbeitsteilung erhebliche Mehrwerte entstehen. Das kann v. a. bei komplexen Prozessen hilfreich und notwendig sein, beispielsweise bei der hochschulübergreifenden Organisation von Weiterbildungsveranstaltungen.

Im Rahmen des Verbundvorhabens “Digitale Hochschulbildung Sachsen” werden seit 2020 Digital Workspaces angeboten. Hierbei handelt es sich um offene Werkstattformate innerhalb des hochschuldidaktischen Weiterbildungsangebots in Sachsen. In diesen können Lehrende aller staatlichen sächsischen Hochschulen unter Rückgriff auf vielfältige Expertisen an der Entwicklung von Konzepten und Produkten für ihre (digital gestützte) Lehre arbeiten. Die Digital Workspaces werden kollaborativ von den Mitarbeitenden der am Projekt beteiligten Hochschulen organisiert. Nach nunmehr vier Jahren Projektarbeit, in denen wir über 90 Digital Workspaces in einem Umfang von über 1.160 Arbeitseinheiten konzipiert, organisiert und mit rund 1280 Teilnehmenden durchgeführt haben, nutzen wir die Gelegenheit, um innezuhalten, zurückzublicken und gemeinsam zu reflektieren: Wie haben wir das Teamteaching in den Digital Workspaces erlebt? Was haben wir dabei gelernt und welche Empfehlungen können wir anderen Trainer:innen und Lehrenden aussprechen? 

Teamteaching bietet einige wesentliche Mehrwerte und Chancen.

“Die Arbeit im Team bringt mir viele neue Perspektiven und ich versuche mir davon immer eine Scheibe abzuschneiden.” 

Allem voran steht die (persönliche) Bereicherung durch die Zusammenarbeit in einem heterogenen sowie interdisziplinären Team. Durch das Zusammenkommen verschiedener fachlicher Hintergründe, Expertisen, Perspektiven und Herangehensweisen erweitert jedes Teammitglied seinen individuellen Horizont - nicht nur fachlich, sondern auch persönlich.

Gleichermaßen kommt es durch die Heterogenität der Trainer:innen kontinuierlich zu gegenseitiger Inspiration, woraus unterschiedlichste Ideen für die Gestaltung der einzelnen Digital Workspaces entstehen, was wiederum zu sehr abwechslungsreichen Veranstaltungen führt.
Darüber hinaus heben die Projektmitarbeitenden die gemeinsame bzw. geteilte Verantwortung hervor. Da es ein ganzes Team ist, das für das Gelingen eines Digital Workspace gerade steht, steigt die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, womit eine ganz andere Fehlerkultur einhergeht.

“Wenn einmal etwas nicht so (gut) funktioniert, dann ist es (meist) das Versagen des ganzen Teams. Zum Beispiel, wenn eine Methode nicht funktioniert oder der Zeitplan nicht aufgeht. Ich finde es persönlich leichter zu ertragen, wenn alle (mit) versagt haben :D”

Ebenso geschätzt wird die Möglichkeit, sich innerhalb des Teams (ehrliches, konstruktives) kollegiales Feedback zu geben und dadurch voneinander zu lernen. Rückmeldungen in dieser Qualität können Teilnehmende den Trainer:innen nur bedingt geben.  

Schließlich können beim Teamteaching unterschiedliche Arbeitsaufgaben (z. B. Organisation, Betreuung von Technik, Moderation, Dokumentation) aufgeteilt werden, woraus eine Entlastung für die einzelnen Teammitglieder resultiert.

Teamteaching kann natürlich auch Herausforderungen mit sich bringen.

Bei der Planung einer Weiterbildung müssen unterschiedliche Ideen und Herangehensweisen abgestimmt werden, was in der Regel mehr Zeit erfordert als eine Einzelplanung. 

“Nicht immer stimmen Ideen und Herangehensweisen aller Trainer:innen überein, manchmal ist das Aushandeln zeitintensiv und anstrengend.”

Eine weitere Schwierigkeit stellen die verschiedenen Rahmenbedingungen der Teammitglieder dar. Das betrifft zum Beispiel die unterschiedliche Eingebundenheit am jeweiligen Hochschulstandort oder die variierende Anzahl an wöchentlichen Arbeitsstunden. Als Resultat können nicht alle Teammitglieder in gleichem Maße an der Planung beteiligt werden. Es ist daher wichtig, die Koordination effektiv zu gestalten, um die Vorteile der Zusammenarbeit voll auszuschöpfen.

Letztendlich stellt auch die zwischenmenschliche Beziehung zwischen den Trainer:innen eine Herausforderung dar. Diese ist eine wesentliche Voraussetzung für eine effektive und harmonische Zusammenarbeit.

Welche Empfehlungen geben wir?

Ausgehend von unserer Reflexion im Verbund haben wir ein auf die Digital Workspaces zugeschnittenes Verständnis von Teamteaching entwickelt. 

  • Zentral sind ein gemeinsames Ziel für alle Beteiligten sowie die gemeinsame Verantwortungsübernahme für den jeweiligen Digital Workspace: alle Beteiligten stimmen sich zusammen über das Thema und das Gesamtkonzept ab.

  • Ein Team besteht immer aus mindestens zwei Personen mit der Bereitschaft zur stetigen Rückkopplung sowie zur Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum. Dabei übernimmt eine Person aus diesem Team die koordinierende Gesamtverantwortung.

  • Die gesamte Planung und Durchführung eines Digital Workspace - von der ersten Ideensammlung über die Konzeption und Vorbereitung bis hin zur Durchführung und Evaluation - erfolgt immer gemeinsam. Häufig arbeiten wir in Aufgabenteilung mit kontinuierlicher Rückkopplung. Dadurch wird auch ein spontanes Einspringen, z. B. bei Technikproblemen oder krankheitsbedingtem Ausfall, erleichtert.

  • Die Aufteilung der (inhaltlichen) Arbeitsschwerpunkte erfolgt immer nach persönlichen Interessen und individuellen Ressourcen.

  • Vor der eigentlichen Durchführung gibt es eine Rollenklärung (Moderation, Teilnehmendenbetreuung, Dokumentation, …). Bei der Durchführung sind mindestens zwei Personen im Digital Workspace als Trainer:innen anwesend. Dadurch mischen sich unterschiedliche Lehr- und Moderationsstile zu einer abwechslungsreichen Veranstaltung.

  • Zum Abschluss findet eine gemeinsame Reflexion und Auswertung statt, in der positive und negative Erlebnisse gesammelt und Learnings für die nächste Durchführung festgehalten werden.

 
Probieren Sie es aus!

Teamteaching haben wir als konstruktiv und gewinnbringend erlebt. Gemeinsam haben wir innovative Konzepte entwickelt, neue Methoden erprobt, manchmal geschimpft, aber auch viel gelacht. Wir sprechen uns daher klar und voller Überzeugung für Teamteaching aus und freuen uns, wenn wir mit diesem Blogartikel einige Anregungen geben und Neugier wecken können! 

Das Projekt „Digitalisierung der Hochschulbildung in Sachsen“ (DHS) wird seit 2019 von der Hochschuldidaktik Sachsen (HDS) und dem Arbeitskreis E-Learning (AK E-Learning) der sächsischen Landesrektorenkonferenz koordiniert und vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) finanziert.


Kontakt:

Dominic Dives

E-Mail: dominic.dives@uni-leipzig.de

Dr.in Anja Schulz

E-Mail: anja.schulz@hd-sachsen.de

Autor:in

Juliane Baier, Dominic Dives, Julia Henschler, Katja Hornoff, Susan Lippmann, Dr.in Anja Schulz & Anne Vogel